Lina Wehmer managed ein virtuelles Verkehrsunternehmen, in dessen Flotte auch ein Women in Mobility-Bus mitfährt. Online befördert sie Fahrgäste, kümmert sich um Liniennetzpläne und Tarife. Im echten Leben hat sie vor kurzem die Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb bei einem großen Mobilitätsdienstleister in Nordrhein-Westfalen abgeschlossen. Mit uns hat sie über ihre Ausbildung, den Weg in die Mobilitätsbranche und ihre Leidenschaft für den ÖPNV gesprochen, die sie auch nach Feierabend nicht loslässt.
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Lina Wehmer aus Bielefeld hat vor Kurzem ihre Prüfung zur Fachkraft im Fahrbetrieb bestanden – einem der zentralen Berufe in der ÖPNV-Branche. Während ihrer Lehrzeit hat sie ihr Verkehrsunternehmen von Grund auf kennengelernt und verschiedene Abteilungen durchlaufen. Nach dem Abschluss stehen ihr zahlreiche Wege offen: Sie kann im Fahrdienst arbeiten, in der Disposition, der Betriebsfahrschule, der Fahrdienstleitung oder als Verkehrsmeisterin in der Leitstelle.
„Das Schöne an der Ausbildung ist, dass wir sehr viele verschiedene Tätigkeitsfelder im ÖPNV kennenlernen. Das ist für viele auch praktisch, die vielleicht vorher noch nicht genau wussten, was sie langfristig machen wollen“, sagt sie.
Auch Linas Weg in die Mobilitätsbranche war alles andere als geradlinig. Nach der Schulzeit, in der sie in den Sommerferien auf der Baustelle arbeitete, studierte sie Jura in Heidelberg und später Lehramt in Bielefeld. Aufgrund finanzieller Engpässe während der Corona-Pandemie musste sie das Studium abbrechen und fand über eine Zeitarbeitsfirma ihren Weg in die Industrie.
Das war nicht ganz einfach, mich da zu behaupten. Ich bin eine relativ kleine und schwache Person, aber ich habe es irgendwie hinbekommen. Nach den Erfahrungen, die ich da gesammelt habe, dachte ich: Okay, ich glaube, ich möchte in der Mobilitätsbranche arbeiten.
Lina Wehmer, Fachkraft im Fahrbetrieb
Zunächst habe sie eine Ausbildung zur Triebfahrzeugführerin bei der Deutschen Bahn machen wollen, bis sie auf den Ausbildungsberuf der Fachkraft im Fahrbetrieb gestoßen sei. Der Beruf habe sie vor allem wegen der vielfältigen Aufgaben und Einsatzbereiche fasziniert: Fahrdienst, Werkstatt, Verwaltung - die FiFs lernen alle Bereiche kennen. „Das ist auch der Grund, weshalb Fachkräfte im Fahrbetrieb so beliebt sind, weil sie einen sehr großen und sehr breiten Überblick darüber haben, was die verschiedenen Abteilungen machen“, sagt Lina.
Ihr selbst machen der Fahrdienst und die kreativen Jobs im Unternehmen aktuell am meisten Spaß. Es sei in der Mobilitätsbranche gar nicht ungewöhnlich, sowohl das Eine als auch das Andere zu übernehmen: „Das ist bei vielen Nahverkehrsunternehmen verbreitet, dass Leute zum Teil im Fahrdienst arbeiten und zum Teil der Arbeitszeit andere Aufgaben ausführen. Oder dass sie an den Wochenenden fahren. Ich kenne wirklich viele Leute, die neben ihrer Hauptarbeit noch fahren. Es lässt die Leute nicht ganz los, wenn sie einmal im Bus oder in der Bahn gesessen haben.“
Der Grund, weshalb ich meine Arbeit wirklich gerne mache ist, dass ich abends nach Hause komme und weiß: Ich habe etwas gemacht, was sinnvoll war. Ich habe zur Gesellschaft etwas beigetragen, was Menschen geholfen hat, die ohne mich echt ein Problem gehabt hätten. Etwas dazu beitragen zu können, dass der Tagesablauf der Leute reibungslos funktioniert, ist ein gutes Gefühl. Das ist sehr erfüllend.
Lina Wehmer, Fachkraft im Fahrbetrieb
Auch Lina lässt der ÖPNV nach Feierabend nicht ganz los. Dann betreibt sie nämlich online ihr eigenes virtuelles Verkehrsunternehmen. Im Spiel „City Bus Manager“ bei Steam leitet sie das fiktive Unternehmen CityGO. Einige ihrer Busse sind mit Women in Mobility-Design unterwegs. Auch einen Pride Bus gibt es.
Blick auf Linas virtuelle Busflotte
„Ich finde es total cool, ein neues Spiel zu starten und eine komplett neue Karte zu haben, und dann erstmal zu gucken: Okay, wo sind hier die wichtigen Bevölkerungszentren? Wo sind die Orte, die als erstes angeschlossen werden müssen? Was sind die profitabelsten Linien?“, erklärt Lina. Aktuell sind ihre Busse in Japan unterwegs, davor hat sie virtuell Osteuropa erkundet. „Das Spiel ist so aufgebaut, dass man pro Stadt, in der man spielt, drei Medaillen sammeln kann. Die sind davon abhängig, wie viele Aufgaben man erfüllt. Man bekommt immer wieder verschiedene Aufgaben, z.B. 'befördere eine bestimmte Anzahl von Fahrgästen' oder 'reduziere Verspätungen'“, erzählt sie.
Sie reize am Spiel die Verbindung aus Kreativität und ÖPNV: die Gestaltung der Flotte, das Entdecken von anderen Regionen. Das Mikromanagement dagegen mache ihr keinen Spaß. Weder im Spiel noch im echten Leben.
Von allen Berufen, in denen ich bisher gearbeitet habe, ist der ÖPNV das Thema, das die Leute auch nach dem Feierabend noch am meisten begeistert und wo die Leute sich auch außerhalb ihrer Arbeitszeit damit auseinandersetzen.
Lina Wehmer, Fachkraft im Fahrbetrieb
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