Unsere Mobilmacherin der Woche, Sylvia Ebersberger, hat sich Ihr Studium mit einem Job am Band bei VW finanziert. Heute ist sie Partnerin und das Gesicht der internationalen Anwaltskanzlei DLA Piper für den Bereich Automotive.
Die Mobilmacherin der Woche ist DLA Piper-Partnerin Sylvia Ebersberger. Sie berät Mandanten aus der Automobilindustrie bei allen vertragsrechtlichen Angelegenheiten entlang der Wertschöpfungskette und leitet die internationale Sub Group Automotive der weltweit tätigen Kanzlei DLA Piper. International ist sie das Gesicht der Kanzlei für den Bereich Automotive, am Standort München ist sie die einzige weibliche Partnerin von DLA Piper.
Eine Kollegin sagt über sie: „Sylvia inspiriert mich, weil sie gleich in zweierlei Hinsicht die „alten“ und längst überholten Normen in den Branchen überwunden hat: Zum einen als Partnerin in der Anwaltswelt und zum anderen als Rechtsanwältin im Automobilsektor – zwei Branchen, in denen man leider immer noch Frauen in Führungspositionen wie eine Nadel im Heuhaufen suchen muss.“
Ebersberger sagt, als junge Anwältin habe sie in Frankfurt zunächst hauptsächlich Mergers and Acquisitions, also Unternehmenstransaktionen begleitet. „Dass ich am Bereich Automotive vorbeigekommen bin, ist eher zufällig passiert. Weil mich die Komplexität der Produkte interessiert hat und es einen Bezug zu meiner Vergangenheit gegeben hat, bin ich dabeigeblieben.“
Tatsächlich habe ich relativ früh schon Berührungspunkte zum Automotive-Bereich gehabt, weil mein Vater Ingenieur in der Automobilwirtschaft wart. Der technische Aspekt lag mir immer schon relativ nah. Mein erster Ferienjob zur Finanzierung meines Studiums war tatsächlich bei VW am Band. Da habe ich also erlebt, wie komplex es ist und was alles zusammenwirken muss, damit am Ende ein Fahrzeug entsteht.
Sylvia Ebersberger, Partnerin bei DLA Piper
2010 habe sie das erste Mal im großen Umfang für den Automobilsektor gearbeitet. „Ich hatte die Gelegenheit eine ganze Reihe Kooperationsprojekte für einen deutschen Hersteller mit französischen und japanischen Unternehmen zu beraten und bin sehr tief eingetaucht.“
Sie habe mit allen möglichen Fachbereichen entlang der Wertschöpfungskette zusammengearbeitet, um die einzelnen Stufen von der Entwicklung über den Bau bis zum Vertrieb der Fahrzeuge in Verträgen abzubilden. „Ich habe festgestellt, dass es mir Spaß macht, die operativen Fragestellungen unserer Mandanten bis in die Tiefe zu durchdringen und die juristischen Aspekte, die es zu bedenken gilt, in die technische Welt zu übersetzen.“
Die Projekte seien über mehrere Jahre gelaufen, die Zahl der Automotive-Mandate, die Ebersberger betreute, immer mehr geworden. „Heute nimmt die Branche und deren Betreuung 90 Prozent meiner Arbeit ein“, sagt sie.
Mandanten vom Zulieferer bis zum OEM
Zu ihren Mandanten gehören deutsche und internationale Hersteller im PKW- und Truck-Bereich, aber auch Zulieferer wie beispielsweise BorgWarner oder Waldaschaff Automotive. „Es sind aber auch relativ neue Marktteilnehmer wie REEAutomotive aus Israel, die Plattformen für Fahrzeuge entwickeln, die autonom fahren können“, erzählt sie.
Ihre Lieblingsmandate seien die, die mit Innovation und Transformation zu tun haben. Ebersberger sagt: „Ich bin gerne am Puls der Zeit. Da ist zum Beispiel das Thema Wasserstoff: Wir betreuen einen Hersteller von Wasserstofftrucks bei dem Rollout in Europa und sorgen dafür, dass Wasserstofftrucks demnächst durch Europa fahren und von Logistikunternehmen genutzt werden können.“
Schon vor 15 Jahren habe sie eine der ersten Brennstoffzellen-Kooperationen begleiten dürfen. Auch bei einer der ersten Umstellungen einer kompletten Fahrzeuglinie vom klassischen Verbrennermotor auf Elektroantriebe sei sie als Juristin beteiligt gewesen.
Diese Transformationsprozesse zu begleiten, finde ich besonders spannend, weil ich dann das Gefühl habe, tatsächlich etwas mitzubewegen. Natürlich habe ich nicht das technische KnowHow, um ein Produkt zu entwickeln. Aber ich kann meinen Beitrag dazu leisten, dass ein Produkt realisiert wird und die Branche sich immer weiterentwickelt.
Sylvia Ebersberger, Partnerin bei DLA Piper
Sie begleitet ihre Mandanten bei Kooperationen mit anderen Herstellern oder Zulieferern. „Das Wesentliche muss vertraglich abgebildet werden: welcher Teilnehmer leistet welchen Beitrag, wer bezahlt was, wem gehören die Entwicklungsergebnisse, wer steht dafür ein, wenn etwas schiefläuft, wie löse ich die Kooperation wieder auf?“, zählt Ebersberger auf.
Internationales Netz aus Automobilexpert:innen
Außerdem leitet sie gemeinsam mit einem Kollegen aus den USA die Sub Group Automotive bei DLA Piper. Ein Netzwerk aus Expertinnen und Experten für den Bereich Automotive. Ihre Aufgabe: unter den mehr als 4500 Anwält:innen die passenden zu identifizieren und für die jeweiligen Projekte hinzuzuziehen und Branchenwissen zu verbreitern.
„Kanzleien haben schon seit einiger Zeit erkannt, dass es nicht nur Sinn macht, sich nach Rechtsgebieten zu organisieren, sondern auch nach Branchen. Weil auch die Mandanten nach Experten suchen, die die Branche verstehen.“
Außerhalb Nordamerikas ist sie das Gesicht und erste Ansprechpartnerin der Kanzlei für den Bereich Automotive. Chinesische oder amerikanische Hersteller, die nach Europa wollen, wenden sich oft zuerst an sie. „Ich fange dann an, das jeweilige europäische Team zusammenzustellen.“
Das funktioniert über Kernpersonen in den jeweiligen Ländern, die sie von eigenen Mandaten bereits kenne. „Die Kollegen helfen dann dabei, weitere Anwält:innen im jeweiligen Land, beispielsweise Frankreich oder Schweden, zu identifizieren.“
Innerhalb der Sub Group gehe es aber auch darum, aktuelle Rechtsentwicklungen nachzuverfolgen und sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten und weiterzubilden. „In Deutschland ist beispielweise ein neues Gesetz über autonomes Fahren in Kraft getreten. Das haben wir in einem Vortrag vorgestellt, den sich alle Kolleg:innen anhören können – auch in den USA – die dann wiederum berichteten, inwieweit es vergleichbare Entwicklungen bei ihnen vor Ort gibt“, erzählt Ebersberger.
Das technische KnowHow für ihren Job habe sie sich angeeignet, indem sie immer wieder bei Ingenieur:innen ihrer Mandanten nachgefragt habe. „Es gibt in der Automotive-Industrie ganz viele Begriffe, die es in keiner anderen Branche gibt. Da wird eine andere Sprache gesprochen. Deshalb rate ich auch den jungen Kolleg:innen immer: Scheut euch nicht, Fragen zu stellen.“ Sie sagt: “Wir können keine guten Verträge schreiben, wenn wir nicht verstehen, was im Hintergrund passiert.“
Ebersbergers Kollegin sagt über sie, dass sie ihren Job mit leidenschaftlicher Frauenpower, inspirierender Natürlichkeit und mit beeindruckendem Organisationstalent meistere. „Sie ist Mutter von zwei Kindern und arbeitet mit reduzierter Stundenzahl (80%), wobei jeder weiß, dass sie eher 20 Prozent mehr als 20 Prozent weniger arbeitet.“
„Ich habe zwei Kinder, sechs und neun, und obwohl ich so spezialisiert war, war ich mir zunächst gar nicht sicher, ob ich Partnerin werden möchte, weil ich nicht sicher war, ob das vereinbar ist. Als dann die Mandate und die Verantwortung immer größer geworden sind und ich auch das Feedback der Mandanten bekommen habe, dass sie wollen, dass ich mich um ihre Projekte kümmere, habe ich den Schritt gewagt.
Sylvia Ebersberger, Partnerin bei DLA Piper
Alles eine Frage der Organisation und der Unterstützung, sagt Ebersberger: „Das hat auch deshalb funktioniert, weil ich viel Unterstützung erfahren habe. Von Mandanten als auch aus der Kanzlei heraus.“
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