Die Mobilitätsbranche wandelt sich grundlegend: In wenigen Jahren werden fast alle Neufahrzeuge „vernetzt“ sein und neue Services für mehr Sicherheit und digitale Erlebnisse bieten. Die Management- und IT-Beratung MHP unterstützt Partner dabei, die Mobilitätswende nachhaltig zu gestalten und wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben mit Patricia Lorek-Kwiatkowski, Associated Partner bei MHP, über Connected Vehicles und ihre Rolle als Führungskraft und Mentorin in einer männerdominierten Branche gesprochen.
Kunden erwarten immer mehr Funktionen im Auto, die sie auch aus ihrem Alltag kennen und mit denen sie sich sicher und komfortabel und unterhaltsam von A nach B bewegen können. Hersteller sind unter anderem aus diesem Grund daran interessiert, neue digitale Geschäftsbereiche und -modelle aufzubauen und weiterzuentwickeln. Beides führt dazu, dass Fahrzeuge stärker mit personalisierbarer Software und einer Vielzahl an Sensorik ausgestattet werden.
Autos, die autonom parken, ihre Batterie smart laden und Smart-Home-Module von unterwegs aus steuern – für all das müssen sie voll vernetzt sein, innerhalb des eigenen Systems und mit ihrer Umwelt. Durch ihre Entwicklung vom einfachen Fortbewegungsmittel zum IoT-Gerät tragen Fahrzeuge auch dazu bei, komplexe Mobilitätsherausforderungen zu lösen: Verstöße, Unfälle, Staus und Emissionen.
Mit solchen Schlüsseltechnologien für zukünftige Fahrzeugfunktionen, wie Vehicle-to-Everything (V2X), beschäftigt sich Patricia Lorek-Kwiatkowski. Sie ist Associated Partner bei MHP und setzt mit 350 Kolleginnen und Kollegen innovative Projekte im Bereich Car-IT um.
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Die MHP Management- und IT-Beratung ist eines der führenden Beratungsunternehmen und ein Tochterunternehmen der Porsche AG. Als Technologie- und Businesspartner digitalisiert MHP die Prozesse und Produkte seiner Kunden und begleitet sie bei ihren IT-Transformationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. MHP hat seinen Hauptsitz in Ludwigsburg bei Stuttgart, beschäftigt rund 5.000 Menschen und betreut weltweit über 300 Kunden.
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Mit hoher Komplexität kennt Patricia sich aus. Sie hat an der Universität Stuttgart und später an der Technischen Universität Dresden Maschinenbau studiert. Damals wie heute ein ungewöhnlicher Schritt für eine Frau; der Anteil an Studentinnen in diesem Fach liegt nach wie vor bei knapp 10 Prozent, unter Beschäftigten ist er noch geringer. „Damals im Hauptdiplom war ich die einzige Frau und auf meinem Karriereweg habe ich oft die ‚gläserne Decke‘ gespürt“, sagt sie. Ihr Weg führte dennoch unbeirrt über die Anstellung bei einem Elektrowerkzeughersteller über den Job bei einem führenden Anbieter von Fahrzeugtechnologie hin zu MHP.
Für die Beratung verbrachte sie zunächst zweieinhalb Jahre als Senior Managerin in Peking und Shanghai, bevor sie 2020 als Associated Partner zurück nach Deutschland wechselte.
Dass Patricia sich so durchsetzen konnte, führt sie selbst auf das Aufwachsen mit zwei älteren Brüdern, den gleichberechtigten Erziehungsstil ihrer Eltern und einen bestimmten Schlüsselmoment in ihrer Jugend zurück. Als Schülerin nahm sie am Mädchen-Technik-Tag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg in Stuttgart teil – und entdeckte da: Ingenieurinnen gibt es wirklich und genau das will ich machen. „Wir machen keine ‚Rocket Science‘ und diese Entzauberung muss stattfinden, damit Mädchen und Frauen die Scheu verlieren. Hier ist meiner Meinung nach die Gesellschaft in all ihren Facetten gefragt: Mathematische Fächer müssen weiblicher werden – denn mit Mathe verdient unser Land am Ende das Geld.“
„Früher, in meiner Jugend, habe ich Rechenspiele geliebt. Ein echtes Zahlengefühl habe ich aber erst im Job entwickelt, da war ich dann für Projekte in Millionenhöhe zuständig. Um ein Grundverständnis und die Freude dafür zu entwickeln, gehe ich in Schulen und zeige dort Anwendungen aus dem echten Leben, die mit normalen Skills zu tun haben: Kreativität, Mathe, Struktur – mehr ist es nicht.“
Patricia Lorek-Kwiatkowski, Associated Partner im Bereich vernetzte Fahrzeugfunktionen bei MHP
Von Beginn ihrer Führungsrolle an setzt sich die 49-Jährige auch für Diversität, besonders in Hinblick auf die Förderung von Frauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ein. Das Team, das sie gemeinsam mit einem Kollegen leitet, besteht aus 350 Personen aus 24 Nationen mit einem Frauenanteil von 21 Prozent. Umso mehr fördert die Mutter eines Sohnes aktiv das Potenzial weiblicher Consultants, bietet ihnen Freiraum und ermöglicht ihnen ein flexibles Arbeitsumfeld. Nach dem Motto: Projekte kommen wieder, aber Kinder hat man nur einmal.
„Je diverser ein Team ist, desto besser und innovativer sind die Ergebnisse für Kunden. Nur wenn alle sich wohlfühlen, Freude bei der Arbeit haben und produktiv sein können, sind wir erfolgreich. Als Führungskraft habe ich eine Vorbildfunktion, dieser Verantwortung bin ich mir bewusst. Ich möchte andere enablen, ihren eigenen Rohdiamanten zu schleifen.“
Patricia Lorek-Kwiatkowski, Associated Partner im Bereich vernetzte Fahrzeugfunktionen bei MHP
Ganz konkret bedeutet das, in Gesprächen gut auf die individuellen Bedürfnisse der Teammitglieder zu hören und die unterschiedlichen Perspektiven im Arbeitsalltag und bei der Karriereplanung zu berücksichtigen. „Wir Frauen schaffen uns regelmäßig unsere ‚Save Spaces‘. Wir gehen zusammen Mittagessen oder trinken remote etwas nach Feierabend. Da werden dann auch unangenehme Themen besprochen, beispielsweise harsche Situationen im beruflichen Umfeld. Mir ist wichtig, durch den Erfahrungsaustausch voneinander zu lernen und das Selbstbewusstsein von Frauen zu stärken.“
MHP als Arbeitgeber fördert nicht nur eine solch offene, vertrauensvolle Kultur. Das Unternehmen ist auch familienfreundlich, bezuschusst die Kita-Kosten und Betreuungsmöglichkeiten für Schulkinder während der Ferien, ermöglicht Teilzeit- und Jobsharing-Modelle sowie flexible Arbeitszeiten. „MHP ist tatsächlich mein erster Arbeitgeber, bei dem das so ist. Unabhängig davon halte ich es für wichtig, sich mit Leistungsträgern zu vernetzen und Dinge einzufordern“, meint Patricia, die für ihr Engagement rund um Diversity im Vorjahr mit dem „Best of Consulting“-Award der WirtschaftsWoche ausgezeichnet wurde.
Vernetzung – zwischen Autos wie Menschen – ist insofern das bestimmende Thema bei Patricia. Um Geschäftsoptionen im Bereich Connected Vehicle zu nutzen, ist der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Regionen und Kulturen entscheidend. Zum Beispiel mit China, wo aktuell die höchste Taktung in der Entstehung von digitalen Lösungen im Fahrzeug umgesetzt wird. Oder aber beim autonomen Fahren, das insbesondere in den USA und auch wieder in China bereits erfahrbarer ist als in Europa. Patricia ist dafür verantwortlich, die Qualität in laufenden Projekten sicherzustellen und für die Geschäftsfelder von Morgen zu sorgen.
„Der Hotspot für Innovationen spielt sich im globalen Automobilmarkt auf dem Feld der Connected und Software Defined Vehicle ab. Dabei ist der Datenaustausch zwischen Fahrzeugen und allen Teilnehmern der Infrastruktur rund um unsere Mobilität das nächste spannende Potential, unsere Geschäfte weiterzuentwickeln und unseren Alltag zu bereichern. Das reicht von Basisfunktionen für die mobilen Online-Dienste über das Infotainment bis hin zu Querschnittsfunktionen wie beispielsweise Automotive Safety und Security.“
Patricia Lorek-Kwiatkowski, Associated Partner im Bereich vernetzte Fahrzeugfunktionen bei MHP
Auch in den Projekten spielen „Women in Mobility“ eine Rolle: Auf einem der größten Einzelmärkte für viele europäische Premium-Automobilhersteller – China – wird ein Auto anders gekauft als bei uns. Bei einigen Herstellern in den oberen Segmenten sind es fast die Hälfte der Fahrzeuge, die in China auf Frauen Mitte 30 angemeldet werden. In Deutschland ist es ein bisschen mehr als ein Zehntel - dabei liegt der Altersdurchschnitt deutlich höher. Es müssen also komplett andere, höhere Anforderungen, etwa an digitale Fahrzeugeigenschaften, berücksichtigt werden. Ein Produkt für Frauen von Frauen entwickeln zu lassen, ist daher einfacher. „In China ist das Thema Frau und Karriere übrigens gar keins – da musste ich mich kein einziges Mal rechtfertigen, dass ich Maschinenbauerin bin und wurde nie unterschätzt.“
Was es braucht, um die Chancengleichheit von Frauen in der Mobilitätsbranche und auf ihrem Karriereweg insgesamt zu stärken, sind aus Patricias Sicht drei Dinge: Menschen, die einen auch in schwierigen Zeiten unterstützen, Wissen teilen und Talent fördern, ein Team, das zusammenhält und sich gegenseitig stärkt, sowie den gesamtgesellschaftlichen Diskurs, verbunden mit Weichenstellungen wie Elternzeit.
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