Nachhaltige Mobilität ist mehr als ein Trend – sie ist ein entscheidender Baustein für lebenswerte Städte. Emanuela Minniti, Business Development Managerin bei Invers, treibt diese Entwicklung aktiv voran. Mit einem Hintergrund in Wirtschaftsingenieurwesen und erneuerbaren Energien hat sie ihre Karriere bewusst in den Dienst nachhaltiger Technologien gestellt. Ihr Weg führte sie von der Solarbranche über Smart-City-Lösungen hin zur Shared-Mobility-Industrie.
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Emanuela Minniti ist Business Development Managerin bei Invers. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Siegen (NRW) entwickelt und betreibt Hard- und Softwarelösungen für Carsharing-Anbieter wie Free2move, Cambio, Miles oder Flinkster. Emanuela setzt sich seit Jahren für nachhaltige Mobilität ein, bei Invers betreut sie Carsharing-Projekte in südeuropäischen Ländern. Zu diesem Zweck ist sie unter anderem im Vorstand des italienischen Shared-Mobility-Verbands Assosharing tätig.
Ursprünglich aus Kalabrien stammend, absolvierte sie ein Wirtschaftsingenieurstudium in Mailand und Frankreich und startete ihre Karriere in der Supply Chain eines großen Unternehmens. Dort „wurde mir klar, dass ich Verantwortung übernehmen und Prozesse beeinflussen kann. Und ich wollte die Welt retten“, erzählt sie. Deshalb habe sie zunächst die klassische Ingenieurs-Karriere hinter sich gelassen und ein humanitäres Entwicklungsprojekt in Kambodsha unterstützt. “Dann kam 2004 der Tsunami und mir wurde klar, wie dramatisch die Folgen des Klimawandels in Zukunft sein könnten. Seither steht Nachhaltigkeit bei mir an erster Stelle“, sagt sie.
Sie spezialisierte sich auf erneuerbare Energien und arbeitete zunächst in Deutschland in der Solarbranche. Als die Krise der Solarbranche 2016 ihren Höhepunkt erreichte, musste sie sich neu orientieren – und übernahm die Rolle des CEOs der europäischen Zentrale eines kanadischen Unternehmens, das im Smart Cities Sektor tätig war, bevor sie 2021 aus familiären Gründen nochmals Branche und Unternehmen wechselte. Seitdem arbeitet sie bei Invers.
Die Geschichte des Gründers Uwe Latsch faszinierte mich. Sein Traum vom Leben ohne Auto im Jahr 1993 war eine Vision, die mich inspiriert hat und in die ich jeden Tag meine Energie investieren möchte.
Emanuela Minniti, Business Development Managerin bei Invers
Was sie an ihrer Arbeit besonders fasziniert, sind die direkten Auswirkungen auf den urbanen Raum. Sie ist überzeugt, dass Carsharing Freiräume in den Städten zurückerobern kann und das dort, wo heute Privat-PKW in zweiter und dritter Reihe parken, durch clevere on-demand-Nutzung Platz für Bäume, Spielplätze für Kinder oder Sitzecken für die Nachbarschaft entstehen können. „Shared Mobility ist nicht nur ein cooler Trend. Nach einer aktuellen Studie von Cambio in Bremen kann ein Carsharing-Fahrzeug 16 Pkw ersetzen. Jedes geteilte Auto kann einen Straßenrandstreifen von 80 m von parkenden Fahrzeugen befreien. So schafft Carsharing lebenswerte Städte“, so Emanuela. Auch das Umdenken von Besitz zur Nutzung spielt für sie eine zentrale Rolle: "Sharing bedeutet, dass wir lernen, Ressourcen effizienter zu nutzen. Wir nehmen das Fahrzeug, das wir gerade brauchen – nicht das, das wir besitzen." Diese Mentalität ist entscheidend für eine nachhaltigere Zukunft.
Mehr Raum für Mensch und Natur: Nachhaltige Mobilität als Schlüssel zur lebenswerten Stadt
Emanuela sieht ihre Rolle als Brückenbauerin zwischen Technologie und nachhaltiger Mobilität. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von strategischen Gesprächen, Marktanalysen und der Entwicklung innovativer Mobilitätslösungen. Sie ist überzeugt, dass sich Städte immer mehr zu Smart Cities entwickeln, in denen KI und vernetzte Technologien den Verkehr sicherer und effizienter machen. Sie optimieren Fahrwege, verhindern Staus, ermöglichen präzisere Wartung und personalisierte Mobilitätsangebote. Durch MaaS-Plattformen und europäische Integrationsstandards kann die Nutzung geteilter und elektrischer Fahrzeuge weiter gefördert werden. So dass letztlich mehr Raum für Natur und Menschen in der Stadt frei wird, der aktuell von Fahrzeugen und Beton in Anspruch genommen wird.
Die Klimakatastrophe findet jeden Tag in unseren Städten statt, aber wir haben uns daran gewöhnt, dass die Welt in Flammen steht. Aber es gibt viele Menschen mit großartigen Ideen zur Förderung der Nachhaltigkeit. Mein Job ist es, ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben.
Emanuela Minniti, Business Development Managerin bei Invers
Allgemein sei der urbane Raum heute wenig menschenfreundlich. Wenn sie das ändern könnte, würde sie Städte grüner und lebenswerter machen. „Ich würde die Stadt in die Natur und die Natur in die Stadt bringen“, sagt sie: ländliche Regionen mit On-Demand-Systemen und intelligenter Mobilität besser an Städte anbinden und in urbanen Gebieten Fuß- und Radverkehr fördern, um mehr Lebensraum für Menschen und Grünflächen zu schaffen.
Ein gutes Beispiel dafür sei Los Angeles, das sich mit neuen Bahn- und Busverbindungen auf autofreie Olympische Spiele 2028 vorbereitet.
Auch außerstädtische Mobilitätsknotenpunkte und kleinere Carsharing-Fahrzeuge könnten ihrer Meinung nach helfen, den Individualverkehr zu reduzieren. „Vielleicht würde eine Gebühr pro besetzten Sitzplatz bei der Einfahrt in die Stadt das Bewusstsein dafür schärfen, wie viel Platz Fahrzeuge in unseren Städten einnehmen.“ Denn nicht nur Emissionen, sondern auch die Flächenversiegelung durch Straßen und Parkplätze raube den Menschen wertvollen Lebensraum.
Drei Märkte, eine Gemeinsamkeit
Doch während die Potenziale von Shared Mobility unbestritten sind, unterscheiden sich die Rahmenbedingungen und Marktstrukturen innerhalb Europas erheblich. Wie sich Carsharing in Deutschland, Frankreich und Italien entwickelt hat und welche Herausforderungen es dort gibt, zeigt ein Blick auf die einzelnen Märkte. Allein zwischen Deutschland, Frankreich und Italien gibt es schon große Unterschiede. Nicht nur aufgrund der verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern auch aufgrund der unterschiedlichen städtischen Strukturen und der kulturellen Gegebenheiten.
• Deutschland: Deutschland führt mit rund 43.100 Carsharing-Fahrzeugen den europäischen Markt an. Städte und Kommunen unterstützen Carsharing als Teil ihrer Mobilitätsstrategie mit Förderprogrammen.
• Frankreich: In Frankreichumfasste die Carsharing-Flotte 2023 circa 13.500 Fahrzeuge. Frankreich setzt stark auf stationsbasiertes Carsharing und verzeichnet eine wachsende Verbreitung in ländlichen Regionen.
• Italien: Mit ca. 5.900 Carsharing-Fahrzeugen ist Italien der fünftgrößte Carsharing-Markt in Europa. 60 % der Free-Floating-Flotten und 40 % des stationsbasierten Carsharings bestehen aus Elektrofahrzeugen. Carsharing konzentriert sich auf die Großstädte.
Sowohl Frankreich als auch Deutschland fördern Shared Mobility durch klare gesetzliche Rahmenbedingungen oder kostenlose Parkplätze. Dagegen besteuern viele südeuropäische Städten Carsharing sogar extra. Deshalb fordert der italienische Branchenverband Assosharing unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer auf die Dienstleistungen der Carsharing-Betreiber von derzeit 22 % auf 10 % und damit eine Angleichung an die Mehrwertsteuer für den öffentlichen Nahverkehr.
Während sich Rahmenbedingungen, Verbreitung und Angebot in Europa unterscheiden, gibt es bei der Shared Mobility aber eine zentrale Gemeinsamkeit, wie Emanuela erzählt: "Der Schlüssel zum Erfolg ist die nahtlose Integration von Shared Mobility in den öffentlichen Nahverkehr."
Ein Best-Practice-Beispiel ist das italienische Free-Floating-Projekt Corrente, das von einem öffentlichen Verkehrsunternehmen betrieben wird und seinen Kund:innen Rabatte für die Nutzung von Carsharing und ÖPNV bietet. Seit der Einführung nutzen viele Menschen in Bologna den Bus, um ihr Sharing-Auto zu erreichen oder umgekehrt oder sie wählen den Roller, um zu einem Auto oder zur Bushaltestelle zu gelangen, die sie zur Arbeit oder nach Hause bringt“, sagt Emanuela.
Damit Carsharing erfolgreich ist, muss es vor aber nicht nur gut eingebunden, sondern vor allem zuverlässig sein, sagt sie. "Nutzer:innen erwarten, dass das Auto immer verfügbar ist, sich problemlos öffnen und starten lässt." Genau hier setze ihr Unternehmen mit seiner Arbeit an: "Unsere Telematiklösungen sorgen dafür, dass jedes Fahrzeug digital erreichbar ist und Betreiber stets den Überblick über ihre Flotte haben." Zusätzliche Features wie Damage Detection oder Smoke Detection helfen Anbietern, ihre Fahrzeuge zu schützen und wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten.
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