Stephanie Lelanz, die ursprünglich Tauchlehrerin werden wollte, hat ihren Weg in die Mobilitätsbranche eher zufällig gefunden. Heute ist sie an der TU Dresden als Projektleiterin für ein großes Mobilitätsprojekt im Bayerischen Wald zuständig. Außerdem arbeitet sie als Beraterin im Payment-Bereich. Ihr Herzensthema: Der Wandel im Bereich des bargeldlosen und papierlosen ÖPNV.
Das Thema Change zieht sich wie ein roter Faden durch die Biografie von Stephanie Lelanz: Sie hat Verkehrswirtschaft an der TU Dresden studiert. Dabei wollte sie eigentlich nie in die Mobilität, sondern Tauchlehrerin werden.
„Mein Tauchlehrer riet mir, erst etwas Vernünftiges zu lernen. Da ich aus einem akademischen Haushalt komme, war für meine Eltern klar, dass ich nur an einer vernünftigen Hochschule studiere“, erzählt sie. Und weil sowohl ihre Eltern als auch ihr Bruder an der TU Dresden gewesen sind, schrieb auch sie sich dort ein. „Ich habe nach etwas gesucht, das mit Tourismus zu tun hat, und die TU Dresden bot Verkehrswirtschaft an, das war am nächsten dran.“ Verkehrswesen hatte mit Tauchen und Touristik wenig zu tun, Dresden ist auch nicht als Tauchparadies bekannt, also war klar: nach dem Abschluss geht es für sie woanders hin. Beruflich und geografisch.
Doch dann kam es anders: „Ich habe jemanden kennengelernt und weil ich auch ein Ehrenamt hier habe, wurde mir klar, dass ich nicht Tauchlehrerin werde und die Welt bereise, sondern hier bleibe“, sagt Stephanie.
Durch Zufall und die Empfehlung einer Freundin fing sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an ihrer Alma Mater an. Dort arbeitete sie unter der einzigen Professorin im Verkehrswesen und schnupperte erstmals in den Mobilitätsbereich hinein. Ihre Themen reichten von E-Mobilität bis hin zu ländlicher Mobilität.
Die Professur an der TU sollte eigentlich geschlossen werden. Stephanie war zu dem geplanten Zeitpunkt in Elternzeit und dachte sich: Dann sucht sie sich eben nach der Elternzeit etwas Neues in der Region. „Es ist dann ganz anders gekommen als gedacht. Bereuen tue ich es aber nicht“, sagt sie.
Meine Chefin ist Seniorprofessorin, dieses Jahr 70 geworden und hat einige Male verlängert. Eigentlich sollte ich mit meiner Chefin die Professur abschließen. Doch dann ergab sich ein Projekt und der Wunsch des Landkreises, dass ich es leite. So arbeite ich bis heute mit zwei weiteren Mitarbeiter*innen an der Uni und bin wieder tiefer in die ÖPNV- und Mobilitätsbranche eingetaucht.
Stephanie Lelanz, Senior Consultant bei der 402PAYMENT und Projektleiterin an der TU Dresden
Sie bekam die Projektleitung für das ÖPNV-Modellprojekt DiMoFRG (digitale Mobilitätsinnovationen in Freyung-Grafenau), wo es unter anderem um die Implementierung vom einem Open Loop oder ID basiertem Ticketing-System im ÖPNV ging. Dabei können Fahrgäste mit ihrer Bankkarte ihre Fahrt per Check in/Check out bezahlen, wie man es zum Beispiel auch aus Ländern wie Großbritannien kennt. Mit diesem Projekt begann ihr Interesse an Payment- und Ticketing-Systemen für den öffentlichen Nahverkehr.
Stephanie entwickelt Bezahlkonzepte für Menschen, die keine Bankkarte nutzen wollen
Mittlerweile ist Stephanie neben ihrem Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU auch Senior Consultant Mobility Solutions bei der 402PAYMENT. Beide Aufgaben hätten ihre guten und schlechten Seiten, ihr mache das Gesamtpaket Spaß. „Ich habe kürzlich Förderskizzen geschrieben und liebe den Kitzel, Ideen zu entwickeln, Texte zu schreiben und dann hoffentlich eine positive Rückmeldung zu bekommen.“
Es sei aber auch spannend für sie, ein Projekt zu leiten und zu sehen, wie durch ihre Arbeit das CiCo-System in Bussen installiert wird und die Fahrgäste dann mit der Bankkarte ein- und auschecken können.
Ich finde Mobilitätsplattformen spannend, weil ich sie in Freyung-Grafenau mit aufgebaut habe. Wir machen dort Usability-Testing und arbeiten an verschiedenen Mobilitätsthemen wie neue Buslinien, Taktverdichtung und digitale Informationen. Alles, was Menschen von A nach B bringt und nicht das eigene Auto ist, finde ich spannend.
Stephanie Lelanz, Senior Consultant bei der 402PAYMENT und Projektleiterin an der TU Dresden
Das Projekt in Freyung-Grafenau umfasste zwar nicht nur IDBT, sondern auch On-Demand-Verkehr, Haltestellenausstattung, Taktverdichtungen, eine digitale Mobilitätsplattform, neue Buslinien und vieles mehr. IDBT sei aber ihr Herzensprojekt, sagt sie: „Wir verändern damit gerade aktiv die ÖPNV-Welt: Wir setzen uns bei der 402PAYMENT zusammen, entwickeln Ideen und konzipieren Lösungen. Wir entwickeln Konzepte, z.B. für Menschen, die keine Bankkarte nutzen wollen, und arbeiten mit den entsprechenden Lieferanten zusammen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie wir vor drei Jahren angefangen haben und was wir heute erreicht haben.“
Die Resonanz sei unglaublich positiv. Besonders das Fahrpersonal und die Fahrgäste an der tschechischen Grenze profitierten sehr davon, dass niemand mehr Kronen in Euro wechseln müsse, um ein Ticket bezahlen zu können. „Die tschechischen Fahrgäste können jetzt mit Bankkarte bezahlen. Der Wandel hin zu bargeldlosem und papierlosem ÖPNV ist in vollem Gange.“
Stephanie ist überzeugt, dass ID-basiertes Ticketing in den nächsten ein bis zwei Jahren auch in anderen Teilen Deutschlands an Bedeutung gewinnen wird. Wichtig sei dabei, dass es ein einheitliches System gibt, das für die Fahrgäste verständlich und zugänglich ist. „Es muss ein Wandel in den Köpfen stattfinden, um komplexe analoge Systeme nicht einfach digital zu übertragen“, sagt sie.
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