Das Fahrrad wird in Deutschland immer beliebter. 78 Millionen Räder gibt es hierzulande, schätzt das BMDV. Frauen fahren allerdings deutlich seltener mit dem Rad. Woran das liegt und was Unternehmen schon jetzt dafür tun, um mehr Frauen auf’s Rad zu holen.
Über 80 Prozent der Deutschen nutzen das Fahrrad, 55 Prozent halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel. Damit sind wir eine der führenden Fahrradnationen. Immer mehr Menschen verzichten bei Distanzen von bis zu 15 Kilometern auf ihr Auto und steigen stattdessen aufs Fahrrad um, wie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) berichtet.
Rund 80 Prozent aller Haushalte in Deutschland besitzen mindestens ein Fahrrad, in 30 Prozent sind sogar drei oder mehr Fahrräder vorhanden. Das sind etwa 78 Millionen Fahrräder, die immer häufiger zum Einsatz kommen.
Allerdings fahren Frauen weniger Rad als Männer. Studien zeigen, dass Frauen eher gelegentlich mit dem Fahrrad fahren, während Männer im Vergleich regelmäßige Radfahrer sind. Zudem nutzen Frauen das Fahrrad häufiger für Erledigungen, Einkäufe oder um Freunde zu treffen, während Männer es eher für den Arbeitsweg und zur Erholung nutzen.
Warum das so ist, dafür gibt es mehrere Gründe: Frauen sind oft stärker in die Familienpflege und andere Verpflichtungen eingebunden, was ihre Flexibilität bei der Nutzung von Mikromobilitätsangeboten einschränken kann. Zudem ist das Auto praktischer, wenn man mit Kindern, Einkäufen oder einem kranken Angehörigen unterwegs ist.
Außerdem haben Frauen oft größere Sicherheitsbedenken im Straßenverkehr, insbesondere beim Radfahren oder bei der Nutzung von E-Scootern. Eine gut ausgebaute und sichere Infrastruktur ist deshalb wichtig, damit mehr Frauen Mikromobilitätsangebote nutzen.
Mittlerweile bieten auch viele Unternehmen teils KI-gestützte Lösungen an, die das Radfahren sicherer machen sollen. Ein Beispiel ist das Unternehmen See.Sense, das von Irene McAleese und ihrem Mann Philip gegründet wurde. „Wir verwenden Sensordaten, um das Risikoprofil zu verstehen, und aggregieren Informationen, um Städten zu helfen, datengestützte Entscheidungen zur Infrastruktur zu treffen“, erklärt Irene. Ihr Unternehmen arbeitet unter anderem mit Transport for London zusammen. „Unsere Daten dienen als Warnhinweis für Städte und geben ihnen die Möglichkeit, an gefährlichen Orten einzugreifen. Autos können Ausweich- und Bremsdaten liefern, aber dies war bisher nicht für Mikromobilität verfügbar. Unsere Daten schließen diese Lücke und helfen Städten weltweit, ihre Vision-Zero-Initiativen zu erreichen.“
Auch in Deutschland gibt es ähnliche Produkte, wie beispielsweise Dashbike vom Jenaer Startup Dashfactory. Das Unternehmen hat die erste rechtskonforme Dashcam für Fahrräder in Deutschland entwickelt, die der Beweissicherung bei Unfällen und sicherheitsrelevanten Vorfällen dient.
Zudem kann das System Daten zum Radverkehr, zu Fahrbahnzuständen und Verkehrsprognosen erfassen und zur Weiterverarbeitung bereitstellen, um die Sicherheit und den Verkehrsfluss zu verbessern.
Im Januar 2024 hat das Startup von Lelia Koenig und ihrem Lebensgefährten Sandro Beck wegen drohender Zahlungsunfähigkeit durch Zuliefererprobleme einen Insolvenzantrag gestellt.
Gelingt die Sanierung nicht, hätte die Branche ein von Frauen geführtes Unternehmen weniger.
„Die Herausforderung für Frauen in der Branche ist, dass es weniger von uns gibt. Was wir in unseren eigenen Daten bei See.Sense sehen, ist, dass Frauen unterschiedliche Vorlieben beim Radfahren haben. Sie wählen andere Routen basierend auf der Sicherheit, der Fahrradinfrastruktur und der Qualität der Straßen. Mehr Frauen in der Branche zu haben, würde aus Planungssicht helfen, einige dieser Themen bei der Gestaltung tiefgehender zu berücksichtigen“
Irene McAleese, Mitgründerin von See.Sense
Andere deutsche Unternehmen, die sich der Sicherheit für Radfahrende widmen, sind Cobi.bike, Sigma Sport und Fahrer Berlin. Alle drei Unternehmen bieten innovative Lösungen, um die Sichtbarkeit und Sicherheit von Radfahrern zu verbessern. Und in keinem davon ist eine Frau in der Geschäftsführung. Das müsse sich grundsätzlich ändern, sagt Irene dem Magazin Zag. „Eines der größten Wachstumsfelder für Mikromobilität ist der Zugang zum weiblichen Markt. Dafür brauchen wir mehr Leute, die diese Themen ansprechen und in die Branche kommen, um sie aus einer weiblichen Perspektive zu betrachten. So können wir das Bewusstsein für diese Bedürfnisse und die Nachfrage nach mehr Dienstleistungen in diesen Bereichen erhöhen.“
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