Die Mobilitätswende beginnt nicht nur im Kopf. Ohne Bagger und Bauprojekte gibt es keinen Wandel. Die Deutsche Bahn hat jetzt ein Sanierungsprogramm angekündigt, das noch in diesem Jahr starten soll. Auch bei den Straßen gibt es einiges zu tun. Hier sind neue Ideen gefragt.
Ende April hat die Deutsche Bahn ein umfangreiches Sanierungsprogramm angekündigt. Bis Ende 2024 sollen mehr als 2.000 Kilometer Gleise, 2.000 Weichen, 150 Brücken und 1.000 Bahnhöfe modernisiert werden. Die erste Generalsanierung werde Mitte Juli auf der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim beginnen.
Die Kosten für die Modernisierung belaufen sich allein für dieses Jahr auf 16,4 Milliarden Euro. Bis 2030 sollen insgesamt 355 Maßnahmen die Qualität im Bestandsnetz verbessern, wobei 40 Prozent bis Ende 2025 abgeschlossen sein sollen. "An diesen Zielen lassen wir uns messen", so DB InfraGo-Chef Philipp Nagel. Finanziert würden die Modernisierungsprojekte durch die Bahn selbst, den Bund und die Länder.
Im Herbst 2023 hatte die Bahn einen Gesamtbedarf von 45 Milliarden Euro für die Baumaßnahmen bis 2030 angemeldet. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte zunächst 40 Milliarden Euro zu und kündigte an, die noch fehlenden Mittel in den kommenden Jahren bereitzustellen.
"Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird es uns 2024 gelingen, die Überalterung der Eisenbahninfrastruktur zu stoppen"
Philipp Nagl, Chef von DB InfraGO
Auch die Straßen und Brücken in Deutschland können eine Erneuerung gebrauchen: Bei rund 4.000 von 28.000 Brücken herrscht akuter Sanierungsbedarf. Das liegt vor allem am zunehmenden Schwerverkehr, der die alten Brücken strapaziert. Laut Autobahn GmbH des Bundes wurden rund 55 Prozent aller Brücken in Deutschland vor 1985 erbaut. In den kommenden Jahren sollen 400 Brücken pro Jahr saniert werden. Die Autobahn GmbH rechnet mit Kosten von rund 5,5 Milliarden Euro für die Jahre 2025 bis 2028. Doch nicht nur das gestiegene Verkehrsaufkommen und die Sanierungskosten sind ein Problem: Streckensperrungen, lange Staus und die Produktion von Asphalt, Beton und Stahl sind sehr CO2 intensiv.
Neue Ideen sind gefragt, um Straßen und Schienen nachhaltiger zu gestalten: So gibt es beispielsweise Brückenbelag aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Im Vergleich zu Stahl ist er um 75 Prozent leichter und benötigt zudem 75 Prozent weniger Produktionsenergie sowie 50 Prozent weniger Energie für Transport und Montage. Zusätzlich zu seiner Langlebigkeit ist er zu 100 Prozent recycelbar. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) hat den Einsatz dieses GFK-Belags für Fußgänger- und Radwegebrücken sowie Laufstege zum Beispiel in NRW zugelassen.
Eine weitere vielversprechende Option für Fußgängerbrücken ist Carbon-Beton. Dieses Material ist bis zu sechsmal tragfähiger und gleichzeitig leichter als Stahlbeton, was den Einsatz von weniger Beton ermöglicht. Dadurch wird die Energie eingespart, die für die Herstellung von herkömmlichem Stahlbeton benötigt wird. Beim Recycling wird auf kamerabasierte Sortierverfahren gesetzt, um Carbon und Beton effizient voneinander zu trennen. Zwei Brücken mit Elementen aus Carbonbeton wurden bereits testweise in Wesseling bei Köln errichtet.
Zusätzlich kann KI den Straßenbau verbessern, indem sie die perfekte Zusammensetzung der Bausubstanz berechnet, die Bauzeit reduziert und über Sensoren im Beton den Zustand des Belags überwacht und über notwendige Reparaturen informieren. Diese Innovationen tragen zur Langlebigkeit und Nachhaltigkeit der Infrastruktur bei.
Andere Straßen, wie die Power Road von Eurovia, können Wärme speichern. Die Solarwärme heizt dunkle Fahrbahnflächen auf, wird über ein Wärmepumpensystem unter dem Asphalt gespeichert und zur Beheizung von Gebäuden im Winter genutzt. Wie das genau funktioniert, erklärt Eurovia-Produktmanagerin Emilie Lebel im folgenden Video:
Auch Schnellbaubrücken wie die von Heitkamp ermöglichen schnellere und umweltfreundlichere Brückenkonstruktionen. Bei der Echterhoff Expressbrücke in NRW zum Beispiel kam ein modulares Bausystem zum Einsatz, das die Bauzeit auf 3 Wochen verkürzte und damit den Stau inklusive CO2-Ausstoß reduziert.
Aber auch beim Bau von Schienen lässt sich einiges verbessern: Saarstahl Rail, eine Tochtergesellschaft des Saarstahl Konzerns, hat die "grüne Schiene" entwickelt, die dank Recycling von Altschienen und dem Einsatz von KI für präventive Reparaturen zur Nachhaltigkeit im Schienenverkehr beitragen. Für die grünen Schienen werden alte Schienen eingeschmolzen und zu hochwertigem Stahl umgewandelt. Der gesamte Produktionsprozess erzeugt im Vergleich zur herkömmlichen Herstellung aus Eisenerz und Kohle bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen.
Zusätzlich bieten Rasengleise, wie sie zum Beispiel am Kölner Chlodwigplatz zu finden sind, eine ästhetische und ökologische Lösung. Begrünte Flächen sorgen für Abkühlung im Sommer und Regenwasser kann besser versickern.
All diese Innovationen tragen zur Langlebigkeit und Nachhaltigkeit der Infrastruktur bei.
Comments