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“Mich hat die E-Mobilität damals gepackt, weil es so einfach ist.”

In der Elektromobilität gibt es erstmal viel Technik- und IT, aber nicht nur: Der Arbeitsmarkt bietet viele Möglichkeiten für alle, die von dem Thema begeistert sind. Die Hürden, um in die Branche reinzukommen, sind niedriger, als frau denkt. Aufklärung und Mentoring helfen dabei.

Auch wenn E-Mobilität nicht nur Elektroautos sind, am Wachstum der E-Autos Anzahl lässt sich gut simulieren, wie der Arbeitsmarkt in diesem Bereich wächst. Im letzten Jahr fuhren auf deutschen Straßen mehr als 840 Tausend E-Autos. Das Ziel der Bundesregierung für das Jahr 2030 sind 15 Millionen.


Quelle: Statista.de

Die aktuelle Anzahl von E-Mobility-Jobs ist schwer zu beziffern. Viele Unternehmen sind nach wie vor in beide Richtungen aufgestellt und beliefern sowohl die konventionellen als auch die E-Mobility-Firmen. Was sich sagen lässt, ist, dass der Fachkräftemangel groß ist: Aus der BEM-Studie von 2019 geht hervor, dass nur für den Bereich Ladeinfrastruktur 255.000 Mitarbeiter fehlen. Markus Emmert, Vorstand vom Bundesverband eMobilität e.V. (BEM), rechnet mit 700.000 bis 750.000 offenen Stellen im gesamten Markt. Der Verband setzt sich für die Umstellung der Mobilität auf Basis erneuerbarer Energien ein.


Rund ein Viertel der Beschäftigten in der deutschen Automobilindustrie arbeiten an der Herstellung von Antriebssträngen, d.h. Motor oder Getriebe - die durch den Antriebswechsel betroffen sind. Ein wahrscheinliches Szenario zeigt, dass von diesen rund 200.000 Jobs bis zum Jahr 2030 rund 75.000 wegfallen. So die 2018-Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation.



“Wenn wir an die Zeit vor zehn, fünfzehn Jahren denken, war die Elektromobilität mehr Forschung und Entwicklung, fast “Basteln”. Es hat sich damals auch keiner viele Gedanken über Infrastruktur gemacht. Das ist jetzt anders”

Markus Emmert, Vorstand vom Bundesverband eMobilität e.V. (BEM)


Die Jobs in der Branche hängen sowohl mit dem Antriebswechsel, Ladeinfrastruktur und mit Themen wie Hochvolt, Elektrotechnik oder Mechatronik zusammen. Aber auch die Bereiche Digitalisierung, Software und IT gehören dazu. Das Umweltministerium vergleicht das Auto der Zukunft mit “einem Computer auf Rädern”, was neue Möglichkeiten für Elektronik- und IT-Fachleute bietet. Das macht die Job-Palette um einiges breiter, als es auf dem Verbrenner-Markt aktuell ist. Vieles davon ist allerdings Handwerk.


Auch die klassischen Funktionen sind gefragt

Das sind auf den ersten Blick keine “typisch weiblichen” Berufe. “Die Branche ist offen für Frauen. Aber was ich mitbekomme - ich habe keine belastbaren Zahlen - überwiegender Frauenanteil ist in Funktionen wie Nachhaltigkeit, Kommunikation, Marketing; hingegen alle anderen Funktionen, IT, Mechatronik, sind absolute Männerdomäne.” so Emmert.

Die E-Mobility-Unternehmen suchen natürlich auch nach Projektmanager*innen, Vertriebs- oder Einkaufsmitarbeiter*innen oder Berater*innen wie Lisa Bohm - Unternehmensberaterin für Elektromobilität. Sie berät u.a. zu Themen alternative Antriebe, Einführung von Elektromobilität im Unternehmen oder Fördermittelbeantragung. Sie ist auch Vorstandsmitglied von Electrified Women, dem Verband, der Frauen für die Elektromobilität begeistern will.


Während Emmert vermutet, dass es an der Erziehung von Frauen liegt, dass sie an den Emobility Jobs nicht interessiert sind, sagt Bohm: “Ich denke, hier geht es ganz viel um aktive Aufklärung. Mich hat die E-Mobilität damals gepackt, weil es so einfach ist. Strom gibt es überall und ich muss mich nicht mehr um Ölwechsel und so viele technische Dinge kümmern. Es geht darum, Hemmnisse abzubauen.”

Ein Mentorinnen-Pool könnte helfen, den weiblichen Blick in die E-Mobility zu bringen. Das und Role Models: “Ich glaube alle Frauen, die in der Branche schon aktiv sind, sollten damit mehr an die Öffentlichkeit treten, um andere dafür zu begeistern, sich zu vernetzen, egal ob One-Woman-Show oder Großunternehmerin". Sie schlägt auch vor, dass es einen Mentorinnen-Pool geben soll, was auch ihr damals geholfen hat, durchzuhalten.


So kommt man in die Branche

Markus Emmert denkt nicht, dass es unbedingt große Hürden für den Branchenwechsel geben müsse. “Meine Erfahrung ist, dass es oftmals eher klug ist, Externe dazu zu holen, die mit anderen Brillen auf die Themen draufschauen - speziell auch für den Bereich von Kommunikation. Um eine Transformation hinzubekommen, muss ich nicht mit den alten Strukturen um die Ecke kommen.”

Um aber die ganze Wahrheit zu sagen, ist manchmal die fehlende Expertise der Stolperstein für die Neuorientierung. Mittlerweile gibt es zwar einige Studiengänge, mit deren Abschluss die Absolvent*innen in der Branche leichter durchstarten können, z.B. Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik, Mechatronik, oder Informatik.

Auf der anderen Seite, so Emmert, "vieles, was ich heute brauche, gibt es als Ausbildung gar nicht. Die fehlenden Kenntnisse liegen auch daran, dass Erfahrung und auch die bestehenden Ausbildungen und Qualifikationen nicht auf dem neuesten Stand sind.”


“Meine Erfahrung ist, dass es klug ist, Externe dazu zu holen, die mit anderen Brillen aufdie Themen draufschauen”

Markus Emmert, Vorstand, Bundesverband E-Mobility


Wie immer und je nach Interesse gibt es auch andere Möglichkeiten. Lisa Bohm hat eine Ausbildung zur Beraterin für Elektromobilität und alternative Antriebe abgeschlossen. Sie war dort zwar die einzige Frau, jedoch hat keiner hinterfragt, welche Fachkompetenz sie mitbringe.


Wer sich für das Thema aus der systematischen Perspektive interessiert und Einfluss auf die Richtung der Branche haben möchte, kann eine öffentliche Stelle annehmen oder einem Verband oder gemeinnützigen Unternehmen beitreten. Z.B. bei BEM sei die Verbandsarbeit sehr unterschiedlich - es gibt Möglichkeiten in der Organisation und Administration, Political Affairs, für Fachbeirät*innen oder sogar Landesrepräsentant*innen für die auswärtige Arbeit.


Der E-Mobility Arbeitsmarkt ist und bleibt vermutlich auch groß, offen und vielfältig an Möglichkeiten - hoffentlich aber auch bald vielfältig an Beschäftigte. Zum Ende gibt Markus Emmert zu: “Der Bereich Mobility ist schon extreme Männerdomäne. Bisschen mehr Mut wäre wichtig, das würde schon mehr bewegen.”



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