Julia Nikulski wollte schon immer die Welt nachhaltiger gestalten. Zunächst arbeitete sie im Finanzsektor im Bereich Sustainable Investments, bevor sie in die Mobilitätsbranche wechselte. Heute ist sie Produktmanagerin bei Invers und sorgt dafür, dass Carsharing effizienter wird.
Nach ihrem Abitur fing Julia Nikulski an darüber nachzudenken, in welchem Job sie die nächsten rund 50 Jahre verbringen wolle. Nachhaltigkeit und Klimaschutz seien ihr schon immer wichtig gewesen, weshalb sie erst Corporate Management & Economics und im Master Sustainability Management studierte.
Zunächst arbeitete sie im Finanzsektor, der einen erheblichen Einfluss haben könne, indem er beispielsweise weniger Geld in Ölkonzerne investiere. Jedoch war ihr die indirekte Auswirkung ihres Handelns und die langsame Sichtbarkeit der Ergebnisse nicht genug, sagt Julia. Sie wollte die direkten Auswirkungen ihrer Arbeit sehen und in einem Bereich tätig sein, der ihr persönliches Engagement widerspiegelt. „So bin ich zum Verkehrssektor gekommen“, sagt sie. „Im Mobilitätssektor ist was Klimawandel und Emissionen angeht, seit 1990 extrem wenig passiert. Es ist der Sektor, der am wenigsten erreicht hat. Das heißt aber auch, dass man da ein extrem großes Potenzial hat, etwas zu bewegen.“
Ich wusste nicht immer, dass ich in die Mobilitätsbranche möchte. Das hat sich so ergeben. Ich wusste nur, dass ich irgendwie dazu beitragen möchte, dass man den Klimawandel aufhalten oder reduzieren kann.
Julia Nikulski, Produktmanagerin bei Invers
Mittlerweile arbeitet Julia bei Invers, einem Technologieunternehmen im Bereich Shared Mobility. Invers entwickelt und betreibt Hard- und Softwarelösungen für Carsharing-Anbieter wie Share Now, Clevershuttle, Miles oder Flinkster. „Auf Invers bin ich gestoßen, weil unsere Gründungsgeschichte super zu meiner Einstellung passt“, sagt sie. Uwe Latsch, Gründer und CTO von Invers, ist der Erfinder der ersten automatisierten Carsharing-Lösung weltweit. „ÖPNV und Radfahren sind nicht das Einzige, was wir machen können, um die Mobilitätswende voranzubringen, weil Leute in bestimmten Situationen immer noch mit Autos fahren müssen. Und wenn es nur ist, um irgendwie aus der Stadt die Oma auf dem Land zu besuchen. Für genau diesen Fall hat sich unser Gründer schon vor 30 Jahren eine Lösung überlegt“, erzählt Julia.
Seit knapp zwei Jahren ist Julia in diesem Unternehmen Produktmanagerin. Ihr erstes Produkt ist FleetShare, eine Lösung, mit der Flottenbetreiber die Auslastung ihrer Fahrzeuge steigern können, indem sie einzelne Fahrzeuge temporär mit anderen Betreibern teilen. „Die Idee beim Carsharing ist ja eigentlich, dass wir Verkehr effizienter gestalten wollen, indem mit einem Auto mehrere Personen durch die Gegend fahren“, sagt Julia. „Das große Problem beim Individualverkehr oder beim Privatbesitz des Autos ist, dass die Fahrzeuge 99 % der Zeit nur rumstehen. Das kann beim Carsharing-Auto natürlich auch passieren, weil nicht sofort eine neue Kudin einsteigt, sobald der vorherige Fahrer es abgegeben hat.“
Zu Spitzenzeiten kann es dagegen passieren, dass ein Mobilitätsanbieter gar nicht genügend Fahrzeuge habe, um das Angebot der Nachfrage anzupassen. FleetShare soll im Carsharing Angebot und Nachfrage ausgleichen, in dem sich Carsharing-Anbieter aber auch Fleetmanager:innen Fuhrparks teilen. „Das Teilen der Flotte kann sich durchaus auch schon lohnen, wenn man 20 Fahrzeuge hat. Sobald zwei Anbieter herausfinden, dass sie komplementäre Nutzungsprofile haben, lohnt sich das.“
Vom Problem zur Lösung: Wie ein neues Produkt entsteht
In ihrem Job fungiert Julia als Schnittstelle zwischen den einzelnen Fachbereichen und dirigiert die Teams im Unternehmen. „Für meine Arbeit ist es superwichtig, dass ich mich viel austausche mit unseren Kunden, aber auch mit anderen Teilnehmern aus dem Sharing Markt, die vielleicht noch nicht unsere Kunden sind. Genauso tausche ich mich mit unseren Kollegen aus dem Vertrieb aus, die viel Kontakt zu unseren Kundengruppen haben, mit dem Support finde ich gemeinsam heraus, was den Markt und unsere Kunden bewegt, was deren Herausforderungen sind beziehungsweise wie wir dafür sorgen können, dass wir deren Probleme wirklich zuverlässig und für alle gewinnbringend gelöst bekommen“, erzählt Julia.
So seien sie und ihre Kolleginnen und Kollegen auch bei FleetShare vorgegangen. Das Problem mit der Auslastung der Sharing-Fahrzeuge existiere schon länger. Auch Ideen, wie es sich lösen lasse, habe es schon länger gegeben. Mittlerweile seien Interesse und Nachfrage im Markt so groß geworden, dass sich die Entwicklung eines Produkt gelohnt habe. „Bei FleetShare haben alle Gegebenheiten gepasst. Wir haben gesagt „Jetzt ist der richtige Moment“, weil wir im Markt gesehen haben, dass dieses Problem bei den Sharingbetreibern eine immer höhere Priorität bekommt.“
Konversationen, bei denen ich lerne und die Kunden und den Markt besser verstehe, machen viel von meinem Job aus. Dann ist es wichtig, dass ich diese Informationen mitnehme und überlege, was es für Lösungsmöglichkeiten gibt, die wir anbieten können
Julia Nikulski, Produktmanagerin New Mobility bei INVERS GmbH
Danach heißt es für Produktmanager:innen, eine Lösung für das Problem zu entwickeln und diese Idee in kontinuierlichen Feedback- und Analyseprozessen mit Kund:innen und Kolleg:innen weiterzuentwickeln.
Ist das Produkt oder dessen Prototyp da, geht es ans Testen. Dann heißt es, wieder Feedback sammeln: Was lässt sich verbessern? Was sind Probleme, die sich aus genau dieser Verbesserung ergeben?
Reden, reden, reden: Aufgaben einer Produktmanagerin
Eine ihrer Hauptaufgaben sei reden, sagt Julia und lacht: „Als Produktmanagerin redest du mit allen Leuten im Unternehmen, wenn du ein komplett neues Produkt auf die Beine stellen willst. Die Leute im Sales müssen genauso informiert werden wie die im Support, im Controlling oder im Marketing.“
Auch der Austausch mit den Kolleg:innen aus der Softwareentwicklung und der Technik sei wichtig. „Es ist sehr wichtig, dass alle Stakeholder im Unternehmen das gleiche Verständnis haben und am selben Strang ziehen“, sagt sie.
Ihr Job sei sehr herausfordernd, sie lerne aber auch unheimlich viel. Als Produktmanagerin in einem Technologieunternehmen sei natürlich das technische Verständnis unerlässlich. Sie interessiere sich schon immer fürs Programmieren, habe sich auch privat im Bereich Coding weitergebildet. „Ich sitze jetzt zwar nicht am PC und schreibe selber Code. Aber ich musst in der Lage sein, mit den Entwicklern auf einer Ebene zu kommunizieren, damit ich denen sagen kann, was ich brauche und ich deren Antwort auch verstehe.“
Der Markt, in dem ihr Unternehmen tätig ist, sei sehr schnelllebig, ständig gebe es technische Innovationen. Da müsse ihr Arbeitgeber mithalten. Julia gefällt das: der Austausch, der Technologieaspekt und die Innovationen. Nur dass die Schnelllebigkeit ihr manchmal ihre Tages- und Wochenplanung über den Haufen werfe, das könne schon mal nerven. Jedenfalls, wenn man wie Julia gerne strukturiert arbeitet. „Ich organisiere mich und mache mir einenPlan, was ich diese Woche machen will. Dann passieren 15 andere Sachen, die noch eben dazwischengeschoben werden. Und dann kann ich diese eine Sache, die ich diese Woche fertig kriegen wollte und auf die eine Kollegin wartet, doch erst kommenden Montag anfangen. Das ist schon mal doof.“
Es gibt zwei Gründe, warum ich mich jeden Morgen freue, zur Arbeit zu gehen: Zum einen, weil ich noch nie angezweifelt habe, warum ich das Ganze mache, weil wir wirklich etwas dafür tun, dass Mobilität nachhaltiger wird. Und zum anderen - ehrlich gesagt - wegen der Kollegen. Die sind echt super.
Julia Nikulski, Produktmanagerin New Mobility bei INVERS GmbH
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