Unsere Mobilmacherin der Woche gehört zum Kernteam des Frankfurter WiM Hubs. Jenny Junghanns-Moll Bereichsleiterin HR & Corporate Services bei Mitsubishi Motors. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, auf welchem Weg sie weibliche Führungskräfte im Automobilsektor findet und welche Rolle Netzwerke dabei spielen.
Unsere Mobilmacherin der Woche hat bisher ausschließlich in männlich geprägten Branchen gearbeitet. Jenny Junghanns-Moll leitete die Public Affairs-Abteilung des Kupferproduzenten Aurubis AG in Brüssel, sie war Vorsitzende des Europäischen Handelsausschuss der European Non-ferrous Metals Association und ist Mitglied des Arbeitskreises Personalleiter:Innen im Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller. Hauptberuflich ist sie Bereichsleiterin HR & Corporate Services bei Mitsubishi Motors in Deutschland - und organisiert ehrenamtlich den WiM Hub Frankfurt mit. „Jenny ist anpackend, herzlich und offen. Sie versprüht eine Leichtigkeit, die ansteckend ist. Ein großer Gewinn für den Frankfurt Hub“. Das sagt eine ihrer WiM-Kolleginnen über die Mobilmacherin.
„Im Businesskontext bin ich nahezu ausschließlich von Männern umgeben. Das war im politischen Kontext in Brüssel so, das war in der Metallindustrie so und jetzt in der Automobilbranche ist es wieder so. Daher engagiere ich mich gerne für ausgewogene Arbeitswelten.“
Jenny Junghanns-Moll, Bereichsleiterin HR & Corporate Services bei Mitsubishi Motors in Deutschland
In ihrem Job steht Jenny vor vielen Herausforderungen; Fachkräftemangel und eine wirtschaftlich angespannte Situation setzen der Automobilbranche zu. „Gerade die Lieferkettenprobleme, insbesondere die Chip-Problematik, ist bei uns ein Riesenthema“, sagt sie.
Es sei aber auch deutlich schwieriger geworden, geeignete Mitarbeitende zu finden. „Zum einen ist die Qualität der Bewerbenden nicht zufriedenstellend und zum anderen sind potenzielle neue Mitarbeitende aktuell eher zurückhaltend, wenn es darum geht, einen neuen Job anzugehen und damit auch Risiken einzugehen. Das höre ich auch innerhalb der Branche und meines Personal-Netzwerkes.“
Die Gesamtsituation im Automobilbereich sei unvorhersehbar, entsprechend erlebe sie Bewerbende abwartend. „Wir brauchen aber gerade jetzt Menschen, die mit uns Gas geben und neue Wege gehen wollen. Damit man zusammen glücklich werden kann, sind ein überzeugtes Auftreten und die uneingeschränkte Motivation Mindestvoraussetzung“, sagt Jenny.
Weibliche Führungskräfte in der Automobilindustrie sind selten
Ihr Tam achte bei der Besetzung vakanter Positionen bereits im Recruiting-Prozess darauf, eine möglichst breite Gruppe potenzieller Bewerbender anzusprechen. "Das passiert unter anderem durch gendersensible Sprache in Stellenanzeigen. Aber gerade bei den Führungspositionen ist es schwierig, geeignete Kandidatinnen zu erreichen. Bei Nachwuchskräften oder Auszubildenden haben wir weniger Probleme“, sagt sie. „Wir haben sehr gut ausgebildete Berufseinsteigerinnen. Aber der Knick kommt - so habe ich es selber erlebt - wenn Frauen in die Familienphase gehen. Das ist genau der Zeitraum, in dem es darum geht, sich fachlich zur Expertin zu entwickeln.“ Entsprechend sei es sehr schwierig, Automobilexpertinnen mit Führungserfahrung für Leitungspositionen zu gewinnen.
Mit Ihrem Team hat sie bereits ein Augenmerk auf Jobbörsen geworfen, die sich speziell an Frauen mit Führungserfahrung richten. Außerdem gebe es bei Mitsubishi ein Talentförderungsprogramm für zukünftige Führungskräfte, bei dem sie darauf achte, dass auch junge Kolleginnen aufgenommen werden.
Auch bei der Förderung unserer Talente achten wir auf die Fähigkeiten und Kompetenzen aller Mitarbeitenden. Ich bin davon überzeugt, dass diverse Teams gewinnbringend zusammenarbeiten und sich dabei gegenseitig bereichern. Aber in der Praxis sehe ich, dass sich gewohnte Strukturen nur langsam verändern und häufig sehr fest verankert sind.
Jenny Junghanns-Moll, Bereichsleiterin HR & Corporate Services bei Mitsubishi Motors
Außerdem tausche sie sich gezielt mit anderen Automobilherstellern aus, die interne Talentnetzwerke haben. Dabei hat sie noch viele Ideen, um auch themenspezifische Netzwerke innerhalb von Mitsubishi oder im größeren Kontext – innerhalb der zugehörigen Gruppe – ins Leben zu rufen und zu fördern. „Die Automobilhersteller, bei denen es erfolgreiche Netzwerke gibt, sind sehr professionell aufgestellt. Deshalb haben wir uns bereits vernetzt und lernen gerne von anderen Erfahrungen. Vielleicht ist auch ein gemeinsamer Termin für eines der kommenden Move-Ups denkbar, denn der Aufbau von Netzwerken innerhalb der eigenen Unternehmen ist für viele WIM-Mitglieder spannend“, sagt Jenny.
Sie wolle herausfinden, welche Learnings und Herausforderungen es bei internen Netzwerken gebe und welche Formate einen konkreten Mehrwert bringen.
Individuelle Arbeitszeitmodelle motivieren mehr als Firmenevents
Klar ist für sie, dass Netzwerke nur dann erfolgreich sind, wenn sie einen Output generieren. „Das gefällt mir auch bei WiM im Frankfurter Hub: es gibt viele gute Idee, es gibt die Gelegenheit über den Tellerrand hinauszuschauen und dann gibt es einen Fokus, der in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten umgesetzt wird", sagt sie. "Wir arbeiten sehr effizient, vertrauensvoll und in guter Atmosphäre zusammen. Die Ergebnisse der letzten drei Jahre können sich durchaus sehen lassen: Wir hatten professionelle Speakerinnen & Speaker, interessante Einblicke und spannende Diskussionen mit sehr guter Teilnahme und Sichtbarkeit“, resümiert sie.
In Brüssel läuft sehr viel über Netzwerke und Verbände: wesentlichen Informationen sind zentral. Als ich nach Deutschland zurückkam, habe ich mich auf die Suche nach inhaltlich passenden Netzwerken begeben. Dabei bin ich auf das Gründungstreffen des WIM Frankfurt Hubs aufmerksam geworden. Dies war die erste Begegnung. Mein Engagement ist seitdem geblieben. Wenn gute Inhalte und ein guter Purpose verbunden werden, bin ich immer gerne bereit, mich einzubringen.
Jenny Junghanns-Moll, Bereichsleiterin HR & Corporate Services bei Mitsubishi Motors
Neben neuen Themen von New Work zu HR-Digitalisierung erlebt die Personalchefin in der operativen Arbeit, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle für Mitarbeitende wichtiger ist als punktuelle Firmenevents. „Corona hat bei vielen Mitarbeitenden zu sehr individuellen Herausforderungen, auch familiärer Art, geführt. Wir hatten von Beginn an einen sehr persönlichen Zugang zu unseren 130 Mitarbeitenden und haben gemeinsam mit den jeweiligen Führungskräften immer nach passenden Lösungen gesucht."
Gesetzlich sei gerade zu Beginn der Pandemie kaum eine Orientierung zu erwarten gewesen. "Daher war es unsere Aufgabe, Lösungen zu finden, die passend, fair und für beide Seiten umsetzbar sind. Dieses Mindset haben wir uns bewahrt und ich habe den Eindruck, dass unsere Mitarbeitenden dies schätzen."
Das zeigen ihr zufolge auch die positive Bewertungen bei der Bewertungsplattform Kununu aus dieser Zeit.
„Auf meinem Karriereweg gab es selten Präzedenzfälle“
Natürlich ist Jenny auch selbst eine Frau mit Führungsposition in der Automobilbranche und kennt die Hürden auf dem Karriereweg. „Die unterschiedlichen Wege, Entscheidungen im Management zu treffen, sind mir hinreichend bekannt. Für mich hat es sich immer bewährt, im Umgang mit Niederlagen sportlich zu bleiben und für mich hängt Erfolg mit langer Vorarbeit und Invest zusammen“, sagt sie. Im Laufe ihrer Karriere sei sie häufig diejenige gewesen, die einen Weg zum ersten Mal beschreiten musste und Präzedenzfälle geschaffen hat.
„Als ich zum Beispiel Mutter wurde, war ich die erste Mitarbeiterin bei meiner alten Firma, die einen Dienstwagen hatte und in Elternzeit ging. Deshalb wusste niemand, ob ich das Auto behalten darf, wie ich es versteuern sollte oder wie mit dem geldwerten Vorteil umzugehen ist. Damit hatte ich wochenlang zu tun. Für mich ist das beispielhaft überraschend, dass selbst sehr große und etablierte Firmen, damals mit knapp 6000 Mitarbeitern, noch vor solchen Herausforderungen stehen.“
Ich kann mich lange mit Hürden beschäftigen und damit, was alles nicht geht. Aber was mir geholfen hat, ist zu verstehen, dass das Nachdenken über Probleme zu Problemen und das Nachdenken über Lösungen zu Lösungen führt. Ich bin vielleicht ein bisschen ungeduldig, aber mir geht es darum zu schauen, welchen Weg es gibt. Ich gehe gerne auch einen Schritt zur Seite, wenn es nötig ist und gehe manchmal rechts oder links an der Hürde vorbei, aber ich halte mich ungern längere Zeit mit der Höhe der Hürde auf.
Jenny Junghanns-Moll, Bereichsleiterin HR & Corporate Services bei Mitsubishi Motors
Trotz unterschiedlicher Erfahrungen habe sie nie einen Job gemacht, den sie im Nachhinein bereut habe. „Ich habe das ein oder andere Mal einen Schritt zurück gemacht und mich dann hochgearbeitet, weil ich das für meine Sicherheit brauchte. Sobald ich merke: „das kann ich“, gehe ich meinen Weg selbstbewusst nach oben weiter“, sagt Jenny. Dieses unbeirrte Weitergehen rate sie auch ihren Kindern: „Die Türen öffnen sich meist, wenn du losläufst. So lange du wartest, passiert nichts. Aber wenn du dich bewegst, kannst du Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Das gilt gerade für junge Leute. Nach dem Schul- oder Uniabschluss kennen die meisten Nachwuchskräfte die unterschiedlichen Branchen noch nicht - ob das Automobil oder Öffentlicher Verkehr ist. Einblicke und praktische Erfahrungen sind unersetzlich. Mobilität bedeutet Bewegung – ein einfaches und sinnbildliches Motto.“
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