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Wie beeinflusst der demografische Wandel die Mobilität?

Unser diesjähriges Oberthema im Blog ist Change oder Wandel. Deshalb stellen wir uns natürlich auch die Frage, wie der demografische Wandel die Mobilität in Deutschland beeinflusst. In Sachen Fachkräftemangel, aber auch in der Mobilität in der Stadt und auf dem Land.

Letzte Woche fand in Düsseldorf die Jahrestagung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) statt. Das Motto der Veranstaltung war "Menschen im Fokus: Fachkräfte, Fahrgäste, Vielfalt". Auch Women in Mobility waren mit einem Panel vertreten und haben intensiv darüber diskutiert, wie sich der ÖPNV so gestalten lässt, dass sich Menschen darin wohl fühlen.


Besonders im Fokus der Branchenveranstaltung stand der Fachkräftemangel im öffentlichen Nahverkehr. "Wir haben Personalengpässe in allen Bereichen", sagte Ingo Wortmann, Präsident des VDV. Laut einer Umfrage unter 130 Unternehmen nahm bei 75 Prozent der Personalbedarf 2023 stark zu. 


Schon 2023 mussten knapp 43 Prozent der Verkehrsunternehmen wegen Personalmangels zeitweise den Betrieb einschränken. "Der Fachkräftemangel steht uns aber erst noch bevor", sagte Gastgeberin Annette Grabbe, Vorstandssprecherin der Rheinbahn, bei der VDV Jahrestagung. Denn bis 2030 gehen jährlich 4000 bis 6000 Fachkräfte in den Ruhestand.


Mobilitätsverhalten und -bedürfnisse ändern sich mit dem Alter

Aktuell liegt der Altersdurchschnitt der Beschäftigten im Fahrdienst bei 51 Jahren, im technischen Bereich bei 47 und in der Verwaltung bei 46 Jahren. Das entspricht dem deutschen Durchschnitt: In Deutschland ist jede zweite Person über 45 und jede fünfte über 66 Jahre alt.

Das Alter beeinflusst die Mobilitätsbedürfnisse und das Mobilitätsverhalten von Menschen, ähnlich wie Einkommen und soziale Rolle.

Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren gehen oft zu Fuß, fahren Fahrrad oder nutzen öffentliche Verkehrsmittel. Auszubildende und Berufsanfänger müssen zur Arbeit und Ausbildung und nehmen besonders an Wochenenden am Freizeitverkehr teil. Schüler über 18 Jahre und Studierende haben weniger feste Bewegungsmuster. Sie nutzen neben Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln auch Motorräder und Autos, vor allem bei längeren Wegen oder in ländlichen Gebieten.

Studierende haben flexible Pläne und bewegen sich hauptsächlich um Hochschulstandorte und bestimmte Stadtgebiete. Erwerbstätige pendeln hauptsächlich zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, oft kombiniert mit Besorgungen. Sie nutzen weniger den öffentlichen Nahverkehr. Selbstständige sind auf Geschäfts- und Lieferverkehr angewiesen und finden den ÖPNV weniger attraktiv. Hausfrauen und Hausmänner erledigen hauptsächlich Alltagswege, oft zur Versorgung ihrer Haushalte. Früher nutzten sie mehr den ÖPNV, heute fahren sie vermehrt Auto.

Im Alter nimmt die Mobilität wieder ab und wird ortsgebundener. Senioren fahren häufig mit dem Auto zum Einkaufen oder nutzen den PKW für die Freizeit (Quelle: Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen)


Ältere Menschen wohnen eher ländlich

Das mag auch an der Wahl des Wohnortes liegen: Laut dem Statistischen Bundesamt bevorzugen die 20- bis 40-Jährigen Großstädte, während die 40- bis 60-Jährigen hauptsächlich in den Regionen um die Ballungsgebiete leben. Die 60- bis 80-Jährigen wohnen dagegen größtenteils in ländlichen Gebieten oder im Speckgürtel der Städte.

Und während es in den Städten viele Alternativen zum privaten Auto und wenig Parkplätze bei gleichzeitig sehr hoher Fahrzeugdichte gibt, gibt es in ländlichen Regionen viel Platz für Autos und einen eher schlecht ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Die Faustformel lautet: Je ländlicher die Region, desto seltener gibt es regelmäßigen ÖPNV.


Wie eine Umfrage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt, nutzen in dicht besiedelten Gebieten weniger Menschen motorisierte Verkehrsmittel als in sehr ländlichen Regionen. In Ballungsgebieten ist der ÖPNV das beliebteste Fortbewegungsmittel, auf dem Land hingegen das Auto. Nur 60 Prozent der Bewohner in ländlichen Regionen sind demnach mit der Erreichbarkeit der Haltestellen zufrieden, noch weniger mit der Qualität und dem Takt. In städtischen Gebieten ist die Zufriedenheit höher – nur die Nutzungsmöglichkeiten für Fahrräder werden auf dem Land positiver bewertet.


All das stellt die Mobilitätsplanung vor große Herausforderungen. Ein bedarfsgerechtes Mobilitätsangebot muss die Bedürfnisse aller Altersgruppen berücksichtigen. Ältere Menschen brauchen gut erreichbare und barrierefreie Stationen, verlässliche Fahrpläne sowie Transportmöglichkeiten für Einkäufe, Gehhilfen und Elektromobile. Jüngere Fahrgäste wünschen sich dichte Fahrpläne, Flexibilität, Zuverlässigkeit und günstige Tarife.

Deshalb führt trotz Fachkräftemangel kein Weg dran vorbei, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver und zugänglicher zu machen, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten. Das erfordert eine bessere Planung und Investitionen in die Infrastruktur, um den wachsenden Anforderungen einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden. Denn Mobilität ist für alle wichtig, sei es für den Weg zum Einkaufen, zum Arzt, in die Schule, zur Arbeit oder in der Freizeit.

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