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"Wir merken, wie die Mobilitätsbranche sich verändert und wie die Vielfalt Einzug gehalten hat.“

Messen und Veranstaltungen haben sich seit der Pandemie stark verändert. Auch Mobilitätsmessen haben beziehungsweise mussten sich verändern. Kerstin Kube-Erkens, die bei der Messe Berlin für die BUS2BUS verantwortlich ist, erzählt, warum eine Fahrzeugausstellung allein nicht mehr genügt.


Die Messen und Veranstaltungen sahen sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie einem enormen Veränderungsdruck ausgesetzt: Über zwei Jahre hinweg gab es kaum Bewegung auf diesem Gebiet. Veranstaltungen wurden abgesagt, hybride Events durchgeführt und die herkömmlichen Messen spielten keine wesentliche Rolle mehr. Die gesamte Messewelt hatte sich grundlegend gewandelt, viele Unternehmen fragten sich, wie wohl die Zukunft aussehen werde. „Das Messegeschäft ist volatil und von vielen externen Faktoren bestimmt: Pandemien, Kriege, geopolitische Konflikte, all das hat Auswirkungen auf das Messegeschäft“, bestätigt Kerstin Kube-Erkens von der Messe Berlin, die dort für die Fachmesse BUS2BUS und als Abteilungsleiterin Corporate & Business Development für die Entwicklung neuer Messekonzepte zuständig ist.


Das Jahr 2023 markierte das erste vollständige Messejahr seit Beginn der Pandemie. Nationale und internationale Teilnehmer kehrten wieder auf die Messeplätze Deutschlands zurück. Obwohl die Vor-Corona-Zahlen noch nicht überall erreicht wurden, gab es einen klaren positiven Trend nach oben. Der internationale Geschäftsreiseverkehr normalisierte sich wieder. Für das Jahr 2024 erwartet die Branche ein enorm starkes Messejahr, mit mindestens 350 Messen allein in Deutschland. Darunter werden fast ein Dutzend neuer Messeformate erwartet, die zum ersten Mal Besucher aus dem In- und Ausland anlocken. Aber auch die bestehenden Formate haben sich verändert. Keine Messe gleicht heute mehr der von vor zehn Jahren. Das gilt auch für die Mobilitätsmessen.


Mobilität ist nach wie vor ein Trendthema, es entstehen immer wieder neue Branchenevents, die in starkem Wettbewerb stehen. Gerade deshalb muss eine Veranstaltung ein unverwechselbares Gesicht haben und seine Einzigartigkeit und Bedeutung immer wieder beweisen. Deshalb hat die BUS2BUS in den vergangenen Jahren ihr Profil immer weiter geschärft.

Kerstin Kube-Erkens, Corporate & Business Development bei Messe Berlin GmbH


Prominentestes Beispiel der sich verändernden Mobilitäts- und Verkehrsmessen ist sicherlich die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA): 1991 wurden aus der IAA Pkw die IAA Nutzfahrzeuge und die IAA. Letztere fand seitdem jedes ungerade Jahr in Frankfurt statt. Im Jahr 2021 wurde aus der IAA die IAA Mobility, die sich neben Benzinern und Diesel-PKW auch anderen Antriebstechnologien und verschiedenen Mobilitätsangeboten für Stadt und Land widmete. Nach 70 Jahren in Frankfurt findet die IAA seit 2021 am Standort München statt.



Bei den Branchenmessen im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs sieht es ganz ähnlich aus: aus der Nahverkehrsveranstaltung Regio Signale der DB Regio in Frankfurt wurde im vergangenen Jahr die Zukunft Nahverkehr in Berlin, aus der etablierten VDV-Elektrobuskonferenz 2024 die mobility move. „Es bleibt bei der hohen Informationsdichte zu E-Mobilität. [...] Neu ist, dass die Ticketing-Expertinnen und Experten des KONTIKI e.V. ihre Konferenz im Rahmen der mobility move durchführen. Beim Autonomen Fahren stehen neue Fahrzeuge, Innovations-Förderprogramme des Bundes sowie IT-Systeme für den Betrieb im Fokus“, sagte Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik beim VDV, im Gespräch mit dem Magazin Bus & Bahn über das Facelift der Elektrobus-Konferenz.


Die BUS2BUS, für die Kerstin Kube-Erkens verantwortlich ist, ist eine vergleichsweise junge Messe. 2017 fand die Fachmesse für die Bus- und Zulieferindustrie in Deutschland erstmals in Berlin statt. Noch jünger ist die Kölner Messe polisMobility, die 2021 das erste Mal stattgefunden hat. Bei beiden Messen sind Women in Mobility mit Panels vertreten.



Wir wollten von Kerstin wissen, ob man heute noch Menschen mit ein paar Bussen in einer Messehalle hinter dem Ofen hervorlocken kann oder ob das Fachpublikum nicht etwas anderes bei Veranstaltungen erwartet. Sie sagt, bei Messen geht es immer darum, die Anwendung bzw. den Mehrwert eines Produktes zu vermitteln. Im Falle der BUS2BUS sind das natürlich moderne Busse, die eine große Faszination ausüben. Ob als Verkehrsmittel im ÖPNV oder in der Bustouristik Busse – beide Bereiche haben einem enormen Innovationsschub erlebt – das wollen nicht nur die Kund:innen, sondern auch die Fahrer:innen. Erleben. Aber nur mit Bussen allein könne auch eine Messe für die Busbranche nicht mehr punkten. Die Messe Berlin setze deshalb auf eine Kombination aus Ausstellung, Bühnenprogramm, Workshops, Networking-Events und digitalen Services.

Natürlich kommen die Fachbesucher:innen vor allem auch wegen der innovativen Fahrzeuge. Das übt eine große Faszination aus. Es werden mehr als 30 Busse vor Ort sein, in allen Größen. Siekönnen teilweise auch Probe gefahren werden. AlsBUS2BUS-Team sehen wir die Bedeutung der Veranstaltung in der Kombination aus Fahrzeugen zum Anfassen und der Möglichkeit zum Wissenstransfer und Networking

Kerstin Kube-Erkens, Corporate & Business Development bei Messe Berlin GmbH


Die BUS2BUS versuche seit ihrer Gründung neue Akteure mit etablierten zu verbinden und so mehr als eine Vertriebsplattform zu sein. Die Messe versuche, sowohl für ihre Aussteller als auch das Publikum ganzjährige Kontaktmöglichkeiten und digitale Formate anzubieten.

Dabei sei es ihnen wichtig, möglichst vielfältige Impulse und Speaker:innen auf die Bühne zu holen anstatt der immer gleichen Personen und Themen. Deshalb unterstütze die BUS2BUS Netzwerke wie WiM und die Themen, die das Netzwerk aufgreift.

„Wir versuchen ganz stark Branchenvertreter:innen mit unterschiedlichen Hintergründen auszuwählen“, sagt Kerstin. „Das gelingt uns immer besser, auch daran merkt man, wie die Branche sich verändert hat und wie die Vielfalt in die Mobilitätsbranche Einzug gehalten hat.“

Der AUMA, der Verband der deutschen Messewirtschaft, beobachtet derzeit acht Entwicklungen in der Messebranche:

 

Digitalisierung: Es wird eine wohlüberlegte Kombination aus digitalen und analogen Präsenzen angestrebt. Digitale Elemente wie Virtual Reality und digitale Touchpoints ergänzen reale Messeauftritte.

 

Entscheidungsprozesse: Die Entscheidungen für Messeauftritte und -besuche werden dynamischer und kurzfristiger. Das erfordert mehr Flexibilität und schnellere Reaktionszeiten.

 

Internationale Konkurrenz: Deutschland bleibt zwar das führende Messeland, aber die Konkurrenz auf globaler Ebene nimmt zu. Eine zügige Visa-Vergabe für ausländische Messegäste ist von großer Bedeutung.

 

Kundenfokus: Das Messeerlebnis steht im Mittelpunkt. Besucher und ausstellende Unternehmen sollen sich auf das Knüpfen neuer Kontakte fokussieren können.

 

Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Kriterium für Messebesuche und -auftritte. Unternehmen gestalten ihre Auftritte zunehmend nachhaltig.

 

Persönliche Begegnungen: Die persönliche Begegnung gewinnt an Bedeutung, da Geschäfte am besten persönlich abgeschlossen und Partnerschaften vertrauensvoll aufgebaut werden.

 

Talentgewinnung: Messen werden vermehrt genutzt, um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und in die HR-Strategien der Unternehmen einzubinden.

 

Umbrüche im Wirtschaftsleben: Messen spiegeln Umbrüche in der Wirtschaft wider und bieten Handelsplätze für neue Märkte und Innovationen.

 


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