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“Wir sind Partner des ÖPNV in Deutschland”

Diese Woche beginnt in Hamburg der ITS World Congress, bei dem auch ZF Mobility Solutions vertreten ist und autonome Shuttles für den ÖPNV vorstellt. Diese Shuttles - von ZF und anderen - tauchen in immer mehr Städten auf. Annette von Rolbeck von ZF Mobility Solutions beschäftigt sich mit autonomen Shuttles im Bereich ÖPNV. Wir haben mit ihr über Anwendungsfälle für den ländlichen Raum gesprochen.


Bilder: ZF Mobility Solutions


Anders als die Autobauer arbeiten Zulieferer nicht nur an automatisierten PKW. Auch autonom fahrende Nutzfahrzeuge, Traktoren und Shuttles sind bereits Realität. Diese Woche beginnt in Hamburg der ITS World Congress, bei dem auch Zulieferer ZF Mobility Solutions vertreten ist und autonome Shuttles für den ÖPNV vorstellt. Diese Shuttles - von ZF und anderen - kommen in immer mehr Städten zum Einsatz. So fährt zum Beispiel in Gera seit Kurzem ein autonomes Elektro-Shuttle durch die Stadt. “Emma” kann sechs Fahrgäste mitnehmen und ist 15 km/h schnell.

„Mit dem jetzigen Projekt haben wir ein ganzes Stück Zukunft im Blick“, sagte Projektleiter Ralf Roscher von den Geraer Verkehrsbetrieben bei der Präsentation von "Emma". In Zukunft soll Emma zum Beispiel Menschen mit einer Behinderung, die außerhalb der Innenstadt leben, abholen und so für eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sorgen.


Tatsächlich sehen viele Expert*innen in autonom fahrenden Elektroshuttles eine Alternative für den klassischen ÖPNV. Gerade in ländlichen Regionen, in Randzeiten - also überall dort, wo sich ein Bus samt Fahrer*in nicht lohnt - könnten sie eine kostengünstige und vor allem umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto sein.


Best Practice aus Deutschland

Bei ZF Friedrichshafen, einem der weltgrößten Automobilzulieferer, arbeitet man schon lange an autonom fahrenden Shuttles für den öffentlichen Nahverkehr. RABus, das „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“, in Mannheim und Friedrichshafen, ist das erste Projekt von ZF, das in Deutschland im Betrieb genommen wird.

 

Das Shuttle von ZF

- ist sechs Meter lang - bietet 22 Passagieren Platz

- bietet Platz für einen Rollstuhl, Kinderwagen und Rollatoren

- hat einen 85 kW Elektroantrieb

- Reichweite von 30 bis 50 km

- fährt 40 km/h voll autonom

- kann automatisiert unterwegs aufgeladen werden

 

„Im Ausland gibt es bereits mehrere Projekte, aber in Deutschland ist Baden-Württemberg der Pionier”, sagt Annette von Rolbeck. Sie ist Vertriebsleiterin im Bereich Mobility Solutions bei ZF und vertreibt autonome Shuttle-Systeme für den ÖPNV im deutschsprachigen Raum.

ZF hat vor zwei Jahren das niederländische Unternehmen 2getthere gekauft, die seit 1997 an autonom fahrende Shuttles im öffentlichen Verkehr – zum Beispiel in Rotterdam – einsetzen. „Die Fahrzeuge sind dort seit zwei Jahrzehnten im Betrieb und nicht nur als Piloten. Sie fahren 40 Stundenkilometer auf separierten Linien”, so von Rolbeck.

Bei den in Deutschland bekannten Shuttle-Projekten ist in der Regel noch ein Sicherheitsfahrer oder Operator an Bord, der im Zweifelsfall eingreifen kann.


RABus ist ein vom Bundesland Baden-Württemberg gefördertes Projekt. Zu Beginn 2024 werden die Shuttles auf den Straßen unter anderem in Friedrichshafen zu sehen sein. „Autonome Systeme entwickeln sich von einfachen Umgebungen wie den separierten Linien, auf denen nur autonome Shuttles hintereinander herfahren, hin zu immer komplexeren Verkehrssituationen”, erklärt von Rolbeck.


“Wir entwickeln gerade Lösungen für den Mischverkehr, also hin zu Systemen, die im ganz normalen Verkehr mitschwimmen. Und auch hier lernen die Systeme von wenig komplexen Verkehrssituationen hin zu immer herausfordernderen Anwendungen“, sagt sie.

Auf segregated Lanes haben Shuttles Vorfahrt

So sei eine Einbahnstraße anfangs für ein autonom fahrendes Shuttle leichter zu bewältigen als das Einbiegen in einen Kreisverkehr in der Innenstadt. Das „Segregated Lane“ Shuttle (SL) hingegen operiert auf einer gesonderten Fahrspur, die von anderen Verkehrsteilnehmer*innen abgetrennt ist. Hierbei ist der Vorteil im Vergleich zu Robotaxis, dass die SL Shuttles am Stau vorbeifahren und die Nutzer*innen keine Zeit verlieren.


Annette von Rolbeck ist Politologin und arbeitet bei ZF Mobility Solutions als Key Account Management & New Market Entry. Mit ihrem Team berät plant und vertreibt sie autonome Shuttle-Lösungen für den ÖPNV.




Dem fahrerlosen ÖPNV wird sozusagen Vorfahrt eingeräumt. Dadurch werden hohe Systemverfügbarkeiten und Fahrgeschwindigkeiten erreicht. Bei hohem Passagieraufkommen lässt sich die Taktfrequenz flexibel erhöhen. An den Haltepunkten sorgen Schnellladestationen dafür, dass den Fahrzeugen nie der Strom ausgeht.


So sollen autonome Shuttles den ÖPNV auf dem Land verbessern

Und da die Shuttles ein im Fahrbahnbelag verbautes Magnetsystem zur Lokalisierung benutzen, sind sie bei jedem Wetter sicher und ohne Ausfälle unterwegs – egal ob auf einem abgeschlossenen Gelände wie einem Business Park oder als Zubringer vom Vorort zur nächsten Bahnhaltestelle. So können autonome Shuttles schon heute die Mobilität im ländlichen Raum verbessern, so von Rolbeck. „Shuttles lassen sich schnell integrieren, sie brauchen keine Schienen und ihre Taktung lässt sich besser auf den Bedarf anpassen.” Sie können nachts fahren, wenn der Bedarf da ist: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.“


Was die Infrastruktur auf dem Land angeht verweist von Rolbeck auf die VDV-Studie „Reaktivierung von Eisenbahnstrecken”: Stillgelegte Gleise könnten asphaltiert und zu Shuttle-Strecken umgewandelt werden. „Das wäre die erste und vor allem einfachste und kostengünstigste Ausbaustufe für den ländlichen Raum”, sagt von Rolbeck. Bis jemand von einem Shuttle zu Hause abgeholt und bis zum Arzt oder einkaufen gebracht werde, dauere es jedoch noch bis voraussichtlich Mitte des Jahrzehnts.

„Aber der Anschluss an wichtige Knotenpunkte, oder die Verbindung von kleineren Städten über die stillgelegten Bahnschienen, ist eine schnelle Lösung mit der wir gleich los legen könnten.“


Der nächste Schritt sei es, Bahnhöfe, die außerhalb liegen, durch autonome Shuttles besser an die Kommunen anzubinden. ZF sei hierzu im Gespräch mit den örtlichen ÖPNV-Betreibern. „Wir sind der Partner des ÖPNV und wollen mit den Verkehrsunternehmen Angebote schaffen, die zum Mobilitätsbedarf im ländlichen Raum passen.”


Um bundesweit autonome Shuttles jenseits von Pilotprojekten einsetzen zu können, benötigt es aber den nächsten Schritt. „Bisher wurden spannende Erfahrungen mit einzelnen Shuttels in Piloten gesammelt – meist mit eher geringen Geschwindigkeiten und Sicherheitsfahrer. Der nächste Schritt muss sein, ganze Flotten von mehr als vier Shuttles, eingebunden in ein Lade- und Flottenmanagementsystem einzusetzen und den Fokus auf den Transportbedarf zu legen. Für solche Flotten-Projekte wäre die Unterstützung der neuen Bundesregierung sicherlich hilfreich.“

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